Wir Menschen leben in komplexen Systemen und genauso komplex sind auch die Themen, die sich für ein systemisches Coaching eignen. Wenn wir diese Komplexität lösen und an einem bestimmten Thema arbeiten möchten, kann es aus der Sicht des Coaches hilfreich sein, sich für weniger komplexe Schritte und Interventionen, wie den Perspektivwechsel zu entscheiden. Ein Perspektivwechsel kann im beruflichen oder privaten Alltag beim Umgang mit verschiedenen Schwierigkeiten oder Konflikten helfen, indem wir uns in die Situation einer anderen Person hineinversetzen.
Um dem „Perspektivwechsel“ näher zu kommen, zeigen wir heute ein Vorgehensmodell auf, mit dem im beruflichen oder privaten Alltag ein Perspektivwechsel ausprobiert werden kann.
Das „ABC Modell“:
Dieses Modell wurde Mitte des letzten Jahrhunderts von dem Psychologen Dr. Albert Ellis als ein einfaches Modell für die Entstehung von Emotionen und Verhaltensweisen entwickelt.
Es soll Menschen helfen, die Bedeutung ihrer Reaktionen auf Situationen zu verstehen.
Das ABC-Modell ist sinnvoll, wenn du in Situationen immer gleich und kontraproduktiv reagierst. Ziel hierbei ist es, die Erfahrungen zu sortieren und analysieren. Wenn wir unsere Beurteilung zu gewissen Situationen mit dieser Methode hinterfragen, ist die Wahrscheinlichkeit eines Perspektivwechsels und somit auch eine andere Reaktion zu erzielen, hoch.
Angenommen du bist von einem Ereignis oder einer Situation betroffen (A - Activating Event), z.B.: Beim Wandern ist ein Teil der geplanten Route gesperrt. Als Folge darauf löst sich eine emotionale Reaktion oder ein Gefühl aus (C - Consequence), z.B.: Wir fühlen uns entweder wütend, fröhlich oder gleichgültig.
Nun stellen wir uns die Frage, ob es tatsächlich so einfach ist oder ob noch weitere relevante Faktoren im Spiel sind?
Ein weiterer Faktor (B - Belief) steht nämlich für die Beurteilung eines Ereignisses oder einer Situation (A) und spielt hier eine große und wichtige Rolle. Unsere Meinung (B) über ein bestimmtes Ereignis/Situation (A) entscheidet, welche Emotion oder welches Gefühl (C) sich entwickelt.
Wie das bekannte Zitat des Philosophen Epiktet besagt:
„Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Meinung, die wir über diese Dinge haben.“
Um zu unserem Beispiel der Wanderung zurückzukehren, stehen wir vor der Situation, dass beim Wandern ein Teil der geplanten Route gesperrt ist. (A) und wir beurteilen dieses Ereignis/Situation unter Umständen folgendermaßen:
· "Das passiert immer nur mir!" (B) --> wir fühlen uns wütend (C)
· "Super, ich kann jetzt eine neue interessantere Route herausfinden" (B) --> wir fühlen uns fröhlich (C)
· "Ist doch gar nicht so schlimm, Hauptsache ich bin an der frischen Luft" (B) --> wir fühlen uns gleichgültig (C)
Diese Emotionen (C) sind also stark durch unsere Glaubenssätze, Beurteilungen oder Meinungen bestimmt.
Mit den folgenden Schritten kann das ABC-Modell im beruflichen oder privaten Kontext direkt selbst ausprobiert werden:
- Was ist das Problem (Auslöser - A)?
- Was ist meine Meinung, Beurteilung, Glaubenssatz (B) dazu?
- Was ist das Ergebnis (Emotion/Gefühl - C )?
- Was ist eine gesündere und hilfreichere Sicht oder Version auf das Szenario von B?
- Was ändert sich, wenn wir unsere Erfahrungen auf diese Weise analysieren – Was wäre eine gesündere und hilfreichere Sicht auf unser ursprüngliches C?
Hast du dieses Modell schon einmal probiert? Falls du Fragen zu diesem Modell hast, schreibe gerne unsere VISION & AIM Coaches an!