Wie Rollen die Macht von Positionen übertrumpfen

 

Die Revolution der Zusammenarbeit: Wie Rollen die Macht von Positionen übertrumpfen

 

In einer Welt, in der Veränderung die einzige Konstante ist, sind Rollen in der Kollaboration von unschätzbarem Wert. Sie sind zu einer Schlüsselkomponente für den Erfolg von Unternehmen geworden. Doch während viele Organisationen darauf achten, ihre Hierarchien und Positionen zu optimieren, übersehen sie oft die immense Bedeutung von Rollen in der Zusammenarbeit. Wir beleuchten, warum Rollen in der Kollaboration nicht nur wichtig, sondern sogar entscheidend sind und zeigen erste Schritte zur Implementierung.

 

Positionen vs. Rollen: Eine Unterscheidung

Bevor wir in die Tiefe gehen, ist es wichtig, Positionen und Rollen zu unterscheiden. Eine Position in einer Organisation ist oft mit einer bestimmten Stufe in der Hierarchie und einer Liste von Aufgaben und Verantwortlichkeiten verbunden. Diese Positionen werden häufig durch Titel wie beispielsweise "Geschäftsführung", "Vertriebsleitung" oder "Key Account" definiert.

Rollen hingegen sind dynamischer und flexibler. Sie sind nicht zwangsläufig an eine Position gebunden, sondern spiegeln die spezifischen Fähigkeiten, Stärken und Beiträge eines Individuums oder Teams in einem bestimmten Kontext wider. Eine Rolle kann sich im Laufe der Zeit ändern und an die Bedürfnisse einer bestimmten Situation angepasst werden. Titel von Rollen wie "Coach", "Innovator", "Facilitator" ordnet man heterarichen Strukturen zu.

  

Warum sind Rollen so wichtig?

 

1. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Rollen ermöglichen Menschen und Teams, sich schnell an veränderte Umstände anzupassen. In einer sich ständig wandelnden Geschäftswelt ist die Fähigkeit, Rollen anzupassen, entscheidend, um erfolgreich zu sein.

 

2. Fokus auf Stärken

Rollen basieren auf den individuellen Stärken und Fähigkeiten jedes Teammitglieds. Dies ermöglicht es, die besten Ressourcen effektiv einzusetzen und die Produktivität zu steigern.

 

3. Kreativität und Innovation 

In Rollen können Teammitglieder kreativer denken und neue Lösungsansätze entwickeln, da sie sich weniger von formalen Strukturen und Regeln eingeschränkt fühlen.

 

4. Gemeinsame Verantwortung

Rollen fördern ein Gefühl der gemeinsamen Verantwortung in Teams. Jeder trägt seinen Teil dazu bei, das gemeinsame Ziel zu erreichen, unabhängig von seiner Position in der Hierarchie.

 

5. VUCA-Welt 

Die VUCA- (volatility, uncertainty, complexity, ambiguity) Welt hat dazu geführt, dass sich Rollen im Gegensatz zu Positionen in Unternehmen besser bewähren. Mit der Generationenvielfalt hat auch die Zahl an Absolvierenden und Mitarbeitenden, die selbstständig und lösungsorientiert arbeiten wollen, in den vergangenen Jahren zugenommen. Zudem hat sich die Denkweise dahingehend gewandelt, dass Mitarbeitende Lösungen auf ihrem Arbeitsplatz einbringen wollen. Um persönlich mehr zu bewirken und Eigeninitiative zeigen zu können, ist es hilfreich, in Heterarchien an Stelle von oder in Kombination mit Hierarchien zu arbeiten und demnach Rollen zu schaffen, in denen Mitarbeitende ihren Bedürfnissen nachgehen können. Je flacher die Hierarchien sind, desto eher können und werden Mitarbeitende ihre Lösungsorientierung und Eigeninitiative zeigen.

 

6. Wissen erweitern, anstatt einzudämmen

Positionen können dazu führen, dass Wissen innerhalb eines Unternehmens verloren geht. Üblicherweise wird die meistwissende Person in einer hierarchischen Struktur befördert. Mit der Beförderung geht unter anderem eine Umverteilung der Zuständigkeit einher - die zwischenmenschlichen Konflikte bleiben erst einmal außen vor. Die Umverteilung der Zuständigkeit wiederum führt dazu, dass Wissen innerhalb des ursprünglichen Teams verloren geht. Fachliche Themen werden dann nämlich nicht mehr so intensiv von der Führungskraft bearbeitet.

Dein First Aid Kit für die Implementierung von Rollen in der Kollaboration:

 1. Rollen klar definieren

Es ist wichtig, Rollen in der Zusammenarbeit klar zu definieren und sicherzustellen, dass alle Teammitglieder verstehen, welche Erwartungen an sie gestellt werden.

 

2. Kommunikation fördern

Offene Kommunikation ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Teammitglieder ihren Rollen effektiv nachgehen können. Dies beinhaltet das Teilen von Informationen, Ressourcen und Ideen.

 

3. Feedback einholen

Regelmäßiges Feedback von Kollegen und Stakeholdern hilft, Rollen kontinuierlich zu verbessern und anzupassen.

 

4. Entscheidungsbefugnisse auf Rollen umlegen

Jeder Rolle sollten Entscheidungsbefugnisse erteilt werden. Wenn Entscheidungen auf unterschiedliche Rollen verteilt werden, vermeidet man hierarchisches Denken. In der Regel spricht man nämlich den Personen eine höhere Hierarchieebene zu, die viel Entscheidungsgewalt haben. Als Methode für die Bestimmung der Entscheidungsbefugnisse kann beispielsweise ein „Delegation Poker“ angewendet werden. Am Ende dieses Artikels findest du einen Exkurs zum Delegation Poker. Hier wird erklärt, wie man es spielt.

 

5. Schaffen von Karrierewegen für die einzelnen Rollen

 

Bei der Einführung von Rollen sollten dazugehörige Karrierewege mit geschaffen werden. Anderweitig bekommen Mitarbeitende das Gefühl, sich nicht weiterzuentwickeln und zu stagnieren. Das wiederum führt zu einer abfallenden Motivation. Nur wenn Karrierewege für Rollen geschaffen werden, werden diese angenommen und mit Leben gefüllt.

Delegation Poker

 

Vorbereitung

1. Rollenidentifikation:

Liste die verschiedenen Rollen im Team auf und kläre die damit verbundenen Verantwortlichkeiten.

 

2. Delegationskarten erstellen:

Erstelle Karten, auf denen verschiedene Delegationsstufen für Rollen dargestellt sind. Zum Beispiel könnten dies Karten von 1 bis 7 sein, wobei jede Zahl eine andere Delegationsstufe repräsentiert.

 

Spielablauf

1. Teambesprechung:

Versammle das Team und erläutere den Zweck von Delegation Poker im Kontext von Rollen à die Klarstellung von Verantwortlichkeiten und Befugnissen.

 

2. Verteilung der Karten:

Jedes Teammitglied erhält einen Satz von Delegationskarten.

 

3. Rollen diskutieren:

Bespreche jede Rolle einzeln. Das Teammitglied, dem die Rolle zugewiesen ist, wählt eine Karte aus, die seine Delegationspräferenz für diese Rolle repräsentiert. Zum Beispiel:

1-2: Ich werde die Verantwortung für diese Rolle selbst übernehmen.

4-5: Ich werde diese Rolle in Zusammenarbeit mit anderen ausführen.

7: Ich werde die Verantwortung für diese Rolle an jemand anderen delegieren.

 

4. Diskussion fördern:

- Ermutige zu Diskussionen über Fähigkeiten, Erfahrungen und Interessen im Zusammenhang mit den verschiedenen Rollen.

- Gib den Teammitgliedern Raum, um Bedenken oder Präferenzen zu äußern.

 

5. Einigung finden:

Ziel ist es, eine Einigung darüber zu erzielen, wer welche Rolle übernimmt und in welchem Umfang.

 

6. Protokollieren:

Notiere die Ergebnisse und Vereinbarungen, um Transparenz über die Rollen und Verantwortlichkeiten im Team zu schaffen.

 

Debriefing

1. Reflektion:

Nach dem Spiel reflektierst du die Ergebnisse und diskutierst, ob die Delegationspräferenzen der Teammitglieder gut auf die Rollen abgestimmt sind.

 

2. Anpassungen vornehmen:

Falls erforderlich, nimm Anpassungen an den Rollen- und Verantwortlichkeitsvereinbarungen vor, um sicherzustellen, dass alle Teammitglieder mit den Ergebnissen zufrieden sind.

 

 

Delegation Poker im Kontext von Rollen ist ein effektives Instrument, um eine klare Verteilung von Verantwortlichkeiten im Team zu schaffen und sicherzustellen, dass jedes Teammitglied die Rolle übernimmt, die am besten zu seinen Fähigkeiten und Präferenzen passt.