Schlechte Führungskräfte und deren demotivierenden und kollaborationsverhindernden Einfluss auf deren unterstellte Mitarbeitende, das ist für die meisten ein Thema zu dem sie den einen oder anderen Aspekt beitragen können. Führung ist aber viel mehr als nur der Begriff für das Handeln von hierarchisch höher gestellten Personen in Organisationen. Denn eigentlich ist Führung die ethisch korrekte Beeinflussung von Menschen oder Gruppen zur Erreichung von Zielen. Davon ist unbedingt die unethische Manipulation von Menschen zu Handlungen, die sie eigentlich ablehnen und ihnen schadet abzugrenzen.
Nach dieser Definition ist Führung nicht auf eine hierarchische Position innerhalb einer Organisation beschränkt. Insbesondere ist Führung nicht einer Führungskraft vorbehalten, die Anweisungen an unterstellte Mitarbeitende gibt. Betrachtet man das Umfeld in und um die eigene Organisation unter Berücksichtigung des Kriteriums, wen wir versuchen zu beeinflussen, dann findet man mehrere Personengruppen die aktiv geführt werden sollten. In der nachfolgenden Abbildung sind diese aufgeführt.
Abbildung 1: Führung von Personen innerhalb und außerhalb der eigenen Organisation (Becker, 2015)
Führung nach unten (unterstellte Mitarbeitende)
Das ist die klassische Form der Führung, die vermutlich den meisten Personen als erstes einfällt, wenn danach gefragt wird, wer von wem in Organisationen geführt wird. Ein Vorgesetzter z.B. eine Teamleitung führt und motiviert das zugehörige Team, um die Unternehmensziele zu erreichen. Diese Führung ist sehr wichtig für den Unternehmenserfolg, da ein gemeinsames kollaboratives Zusammenarbeiten in Teams ein wichtiger Grundpfeiler von Organisationen für das Bestehen am Markt sind. Häufig wird in Organisationen diese Form als einziger Aspekt der Führung wahrgenommen und gefördert. Das ist jedoch ein viel zu kurzsichtiger Ansatz, da in einem System von Menschen jedes Mitglied versucht Einfluss auf das Geschehen zu nehmen.
Führung zur Seite (innerhalb der eigenen Organisation)
Diesen Aspekt der Führung erleben die meisten Angestellten in Organisationen wahrscheinlich am häufigsten. Wir führen unsere Kollegen jeden Tag, wenn wir mit ihnen erfolgreich zusammenarbeiten und unsere Ideen durchsetzen wollen. Dabei ist Überzeugungskraft und Fingerspitzengefühl erforderlich, denn es handelt sich um Führen ohne Macht. Mitglieder erfolgreicher Teams vertrauen einander und lassen die gegenseitige Beeinflussung (Führung) auf den Gebieten, in denen das Fachgebiet der Führenden liegt zu. Aber auch so einfache Dinge wie die Organisation der eigenen Urlaubsvertretung fällt unter das horizontale Führen. Es ist nicht möglich dieser Aufgabe im Arbeitsalltag zu entgehen. Daher ist es sehr wichtig, sich dieses Aspekts bewusst zu werden und sich ihn anzunehmen.
Führung zur Seite (außerhalb der eigenen Organisation)
Das erfolgreiche Beeinflussen des externen Umfelds ist essenziel für Führungskräfte. Diesen Personenkreis zu beeinflussen ist wichtig für den Unternehmenserfolg. Sei es im Vertrieb beim Kunden, bei der Steuerung eines Dienstleisters oder eines Kooperationspartners in einem großen Projekt. Die hohe Unabhängigkeit der geführten Personen von der führenden Person macht es zu einer großen Herausforderung diese erfolgreich zu führen. Es erfordert Erfahrung und ein gutes Verständnis für die Situation der externen Personen, um diese hin zu den gewünschten Zielen zu lenken.
Führung nach oben
Die aktive Führung der eigenen Führungskräfte ist für den Erfolg der eigenen Karriere essenziell wichtig. Nur wer es versteht die eigenen Führungskräfte für die persönlichen Ziele zu gewinnen und deren Unterstützung zu gewinnen, wird gute Chancen haben in der Hierarchie der Organisation aufzusteigen. Aber auch weniger hochtragende Themen, wie die Urlaubsplanung zu einem speziellen Wunschtermin, eine teure Schulung oder die Umverteilung von Aufgaben fallen unter diesen Bereich der Führung. Daher sollte nicht nur im Jahresgespräch über diese Themen geredet werden, sondern ein stetiger Austausch zwischen Führungskräften und einem selbst gesucht werden.
Selbstführung
Die Selbstführung ist für alle Menschen unabhängig vom beruflichen Kontext relevant. Das beinhaltet die Fähigkeit sich systematisch selbst zu organisieren, die Disziplin selbst gesteckte Ziele ausdauernd zu verfolgen und ein angemessenes Verhalten im Umgang mit anderen Menschen. Dadurch erfüllt man eine Vorbildfunktion, die die Grundvoraussetzung bildet, um alle anderen Richtungen der Führung erfolgreich zu meistern.
Abschließend ist festzuhalten, dass ein breiter Blickwinkel auf das Thema Führung für ein erfolgreiches Agieren innerhalb und außerhalb von Organisationen essenziell wichtig ist und nicht nur für hierarchisch höhergestellte Führungskräfte relevant ist.
Quellen:
Becker F., 2015, Wiesbaden, Psychologie der Mitarbeiterführung, Prof. Dr. Florian Becker
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